Journal Hämatologie

Aktuelles | Beiträge ab Seite 57

Die Immunthrombozytopenie (ITP) ist eine erworbene Thrombozytopenie, die durch eine Autoimmunreaktion gegen Thrombozyten und Megakaryozyten verursacht wird. Typische Blutungssymptome sind Petechien und Schleimhautblutungen, aber auch Erschöpfungssymptome sind häufig. Bei einem Satelliten-Symposium von Novartis im Rahmen der virtuellen Jahrestagung der European Hematology Association (EHA) 2020 betonten Experten den negativen Einfluss der Erkrankung, aber auch bestimmter ITP-Therapien auf die Lebensqualität der Patienten. Sie rieten in diesem Kontext dazu, nicht nur aktualisierte Leitlinien zum Behandlungsmanagement zu beachten, sondern auch die Patienten an Therapieentscheidungen zu beteiligen.
Lesen Sie mehr 
Medizin

NSCLC: Gutes Ansprechen unter Lorlatinib auch bei stark vorbehandelten Patienten

Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) sind in der Therapie des Anaplastische Lymphomkinase (ALK)-positiven nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) im fortgeschrittenen Stadium von zentraler Bedeutung (1, 2). Lorlatinib (3) (Lorviqua®) ist der einzige ALK-TKI, der nach Progress unter einem ALK-TKI der zweiten Generation – wie Alectinib – zugelassen ist (1). Erstmals wurden nun Real-World-Daten aus Deutschland zu dem ALK-TKI der dritten Generation vorgestellt, der auch bei klinisch problematischen Mutationen – wie der häufigen G1202R-Mutation – wirksam ist (3-5). Dr. Nikolaj Frost präsentierte während des diesjährigen virtuellen ESMO-Kongresses Daten aus Deutschland, die im Rahmen des German Early Access Program (EAP; deutsches Härtefall-Programm) erhoben wurden (4). Die Real-World-Daten belegen eine gute Wirksamkeit von Lorlatinib auch bei intensiv vortherapierten Patienten (2, 4).
Lesen Sie mehr 
Entitätsübergreifend

MM und AML: Innovative Therapiekonzepte, hoher Therapiebedarf im Rezidiv

„In der Erstlinientherapie des Multiplen Myeloms (MM) hat es v.a. durch syn­ergistische Kombinationen rasante Fortschritte gegeben“, konstatierte Prof. Dr. Christoph Scheid, Köln. Doch trotz multipler Therapiemöglichkeiten in den früheren Therapielinien besteht weiterhin ein hoher unmet medical need beim rezidivierten/refraktären (r/r) MM in den späteren Linien, da hier das mediane progressionsfreie Überleben (mPFS) bei nur 3-4 Monaten liegt. Entscheidend für die Therapieauswahl beim MM seien keine bestimmten Tumorcharakteristika, sondern patientenspezifische Faktoren wie Eignung für Transplantation, Thromboembolie-Neigung, vorhandene Neuropathie etc.
Lesen Sie mehr 
PNH

Update zur paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie

Die paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH) ist eine sehr seltene Erkrankung mit unspezifischer und äußerst variabel ausgeprägter Symptomatik mit intravasaler Hämolyse, Thrombophilie sowie Zytopenien und beruht auf einer erworbenen Mutation im PIGA-Gen (Phosphatidylinositol Glycan Anker Biosynthese Klasse A, PIG-A) der hämatopoetischen Stammzelle, die zu einem Verlust von Glycosylphosphatidylinositol (GPI)-verankerten Oberflächenmolekülen führt. Die GPI-Defizienz setzt die Erythrozyten ungeschützt der Komplement-vermittelten intravasalen Hämolyse aus und begünstigt thrombembolische Ereignisse bevorzugt in atypischen Lokalisationen. Die Komplement-Inhibition mit C5-Antikörpern ist als effektive Therapie der PNH zur Unterdrückung der Hämolyse, Thrombophilie und ihrer Folgen etabliert.
Lesen Sie mehr 
AML

Paradigmenwechsel bei der AML-Therapie

Nach vielen Jahren der therapeutischen Stagnation entwickeln sich die Therapiemöglichkeiten bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) rasant. Die intensive Therapie des jüngeren Patienten (bis 70 bzw. 75 Jahre) mit kurativem Anspruch wird zunehmend Genotyp-spezifisch ergänzt. Hierbei sind in den letzten beiden Jahren die neu zugelassenen Substanzen Gemtuzumab Ozogamicin, Midostaurin und CPX351 in das therapeutische Portfolio hinzugekommen. Bei den älteren und komorbiden Patienten haben die hypomethylierenden Substanzen (HMA) schon vor Jahren einen neuen Therapiestandard gegenüber dem früher verwendeten niedrig-dosierten Cytarabin (LD-AraC) etablieren können. Zukünftig können potenziell bei älteren Patienten, die nicht mit intensiven Induktionstherapien behandelbar sind, durch die Kombination von HMA mit dem BCL2-Inhibitor Venetoclax in der Erstlinientherapie bisher unerreichte Remissionsraten > 60% und ein Gesamtüberleben (OS) > 1 Jahr erzielt werden.
Lesen Sie mehr 
Weitere Anämien

Aplastische Anämie: Neue Therapieoptionen

Die Aplastische Anämie (AA) ist eine seltene Erkrankung aus dem Formenkreis der Bone-Marrow-Failure-Syndrome (BMFS). Pathophysiologisch liegt meistens ein autoimmunvermittelter T-Zell-Angriff auf das hämatopoetische Stammzellkompartiment vor, der je nach Schweregrad zu lebensbedrohlichen (Pan-)Zytopenien führt. Aktuell existieren in Abhängigkeit von Alter und Allgemeinzustand des betroffenen Patienten 2 alternative, klinisch relevante Therapiestrategien für die schwere Verlaufsform der Aplastischen Anämie (sAA): Eine immunsuppressive Therapie bestehend aus Ciclosporin A allein (v.a. bei älteren, komorbiden Patienten) bzw. in Kombination mit Anti-thymozytenglobulin (ATG), oder eine allogene Stammzelltransplantation, vorzugsweise in Form einer Knochenmarktransplantation. Für die Entscheidungsfindung zwischen beiden Strategien sind 3 Faktoren relevant: neben dem Alter des Patienten die Verfügbarkeit eines passenden Stammzellspenders und der erklärte Wille des Spenders zur Knochenmarkspende (anstatt der weniger belastenden Sammlung peripherer Blutstammzellen durch ein Aphereseverfahren). Der CME-Beitrag fasst die wichtigsten Aspekte der jeweiligen Therapieformen in der Erst- und Zweitliniensituation zusammen und beschreibt grundsätzliche Überlegungen hinsichtlich des möglichen Nebenwirkungsprofils, die bei der Therapieentscheidung zu berücksichtigen sind. Zudem erfolgt eine Darstellung innovativer neuer möglicher Optionen zur Behandlung der AA.
Lesen Sie mehr 
MDS

Risikostratifizierung des Myelodysplastischen Syndroms

Myelodysplastische Syndrome (MDS) sind eine heterogene klonale Erkrankung der hämatopoetischen Stammzelle. Mit der French-American-British (FAB)-Klassifikation werden MDS-Subgruppen klassifiziert und deren prognostische Relevanz eingeschätzt. In den vergangenen 40 Jahren gab es zahlreiche weitere diagnostische Klassifikationen und prognostische Modelle, die auch zytogenetische (z.B. Chromosom-7-Aberrationen), klinische (Erythrozyten-Transfusionsabhängigkeit) und laborchemische Parameter (z.B. Serum-Laktatdehydrogenase) implementiert haben. Mit zunehmendem Einsatz effektiver, spezifischer Therapieansätze (Lenalidomid bei MDS mit del(5q), Erythropoetin-alpha bei nicht stark erhöhtem endogenen EPO-Spiegel, DNA-hypomethylierende Substanzen bei Höherrisiko-MDS, Immunsuppression bei hypoplastischem MDS) sind vermehrt auch prädiktive Scoring-Systeme entwickelt worden.
Lesen Sie mehr 
CLL

Die chronische lymphatische Leukämie: Aktuelle Therapiestandards

Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste Leukämie des Erwachsenen in Deutschland und durch einen sehr heterogenen Verlauf gekennzeichnet. Während manche Patienten zeitlebens keine Therapie benötigen und eine normale Lebenserwartung haben, sind schwere Verläufe auch 2020 eine große Herausforderung. Der Krankheitsverlauf lässt sich meist gut durch klinische und v.a. genetische Risikofaktoren und den prognostischen Index CLL-IPI (international prognostic index) abschätzen. Mit der Zulassung von BTK- und BCL2-Inhibitoren zur Behandlung der CLL wird der bisherige Standard der Immunchemotherapie zunehmend auch aus der Erstlinie verdrängt. Hiervon profitieren besonders Hochrisiko-Patienten mit unmutiertem IGHV und/oder einem mutierten oder deletierten TP53-Status. Der Artikel gibt eine praxisorientierte Empfehlung zu zugelassenen Behandlungsoptionen unterschiedlicher Risikogruppen.
Lesen Sie mehr 
weitere hämatologische Erkrankungen

Systemische Leichtketten (AL)-Amyloidose – Diagnose und risikoadaptierte Therapie

Die Amyloidose ist eine Multisystemerkrankung, der die Ablagerung fehlgefalteter Proteine in Form unlöslicher Amyloidfibrillen im Gewebe mit nachfolgender Dysfunktion der betroffenen Organe zugrunde liegt. Die „häufigste“ Variante – Amyloidosen zählen zu den seltenen Erkrankungen – stellt die sog. Leichtketten (AL)-Amyloidose dar, gefolgt von der (vermutlich stark unterdiagnostizierten) Transthyretin (ATTR)-Amyloidose. Die Prävalenz der AL-Amyloidose wird auf 40-58/Mio. Personenjahre geschätzt, die Inzidenz auf 8,9-12,7/Mio. Personenjahre. Exakte Zahlen für Deutschland existieren jedoch nicht. Die AL-Amyloidose wird aufgrund fehlender spezifischer Frühzeichen regelhaft mit deutlicher Verzögerung diagnostiziert und ist charakterisiert durch einen rasch progredienten, unbehandelt tödlichen Verlauf.
Lesen Sie mehr 
Non-Hodgkin-Lymphom

Lymphome/Leukämien: Therapie mit CAR-T-Zellen

Für CD19+ refraktäre oder rezidivierte Non-Hodgkin-Lymphome (r/r NHL) oder die akute lymphatische Leukämie (r/r ALL) gibt es seit wenigen Jahren neue Hoffnung in Form von genetisch veränderten T-Zellen, die einen CD19-spezifischen chimären Antigen-Rezeptor (CAR) auf ihrer Zelloberfläche tragen. Je nach Grundkrankheit werden mit CAR-T-Zellen Therapieerfolge bei 40-90% der Patienten beobachtet und teilweise langanhaltende Remissionen erreicht. Somit können CAR-T-Zellen eine Alternative zur allogenen Stammzelltransplantation für Patienten darstellen, die aufgrund ihres hohen Alters oder Komorbiditäten nicht mehr für eine (zweite) Stammzelltransplantation in Frage kommen. Allerdings gehen mit der CAR-T-Zell-Therapie auch ernste Nebenwirkungen einher, darunter das Zytokin-Freisetzungssyndrom (CRS), Neurotoxizität (ICANS), B-Zell-Aplasie und länger anhaltende Zytopenien. Eine Behandlung mit CAR-T-Zellen ist in bislang etwa 30 Kliniken in Deutschland verfügbar. Es bedarf allerdings noch einer komplexen Analyse klinischer und laborchemischer Parameter, um die Patientengruppen zu definieren, die auf diese innovative Therapieform am besten und nachhaltig ansprechen. Hier berichten wir über die Erfahrung mit CAR-T-Zellen in Heidelberg, einem der größten CAR-T-Zentren in Europa, an dem bislang über 50 Behandlungen mit CAR-T-Zellen erfolgt sind.

 
Lesen Sie mehr 
Non-Hodgkin-Lymphom

Angioimmunoblastische T-Zell-Lymphome und Anaplastisch-großzellige Lymphome

Das Angioimmunoblastische T-Zell-Lymphom (AITL) und das Anaplastisch-großzellige Lymphom (ALCL) sind Subgruppen des aggressiven neoplastischen peripheren T-Zell-Lymphoms (PTCL). Als Standardtherapie wird nach wie vor CH(E)OP empfohlen, auch wenn beim AITL und ALCL in jüngster Zeit vielversprechende Fortschritte in Diagnose und Therapie gemacht wurden und die WHO-Klassifikation 2017 genauere molekulare Charakterisierungen und bessere Möglichkeiten zur Prognosestellung bei beiden Subtypen aufgegriffen hat. Studien ausschließlich mit AITL- oder ALCL-Patienten sind aufgrund der niedrigen Inzidenz schwer durchzuführen. Daher werden zumeist mehrere Subtypen des PTCL in Studien eingeschlossen und dann in den Resultaten unterschieden.
Lesen Sie mehr 
Lymphome

Update 2020: Das refraktäre/rezidivierende Hodgkin-Lymphom

Rezidivierende und refraktäre (r/r) Hodgkin-Lymphome (HL) sind selten und treten bei ca. 10% der Patienten über alle Stadien verteilt auf. Das klinische Bild ist durch die Lymphknotenvergrößerung charakterisiert, aber auch andere Organe wie Lunge, Leber, Knochenmark, Knochen und Milz können – v.a. bei einem Rezidiv und in fortgeschrittenen Krankheitsstadien – befallen sein. Für die meisten Patienten im ersten Rezidiv stellt eine Reinduktionstherapie gefolgt von einer Hochdosischemotherapie (HDCT) mit anschließender autologer Stammzelltransplantation (autoSCT) die Therapie der Wahl dar. Weitere wirksame Arzneimittel sind das Antikörper-Drug-Konjugat Brentuximab Vedotin sowie die Anti-PD-1-Antikörper Nivolumab und Pembrolizumab. Die allogene SCT ist kein Standard für HL-Patienten mit einem Rezidiv nach autoSCT, kann aber in Erwägung gezogen werden bei jungen Chemotherapie-sensiblen Patienten in gutem Allgemeinzustand und guter Remission vor der Transplantation. Bei gutem Ansprechen auf die Therapie haben die Patienten auch nach dem ersten HL-Rezidiv eine Chance, geheilt zu werden.
Lesen Sie mehr 
Lymphome

Diagnose und Erstlinientherapie beim Hodgkin-Lymphom – welchen Stellenwert hat die Immuntherapie?

Das Hodgkin-Lymphom (HL) ist eine bösartige Erkrankung des Lymphsystems mit einer Inzidenz von 2-3 Fällen pro 100.000 Personen pro Jahr (1). Es ist die häufigste Neoplasie bei jungen Erwachsenen und hat 2 Inzidenzgipfel, einen im dritten Lebensjahrzehnt und einen im Alter über 55 Jahre. Durch eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie können mehr als 90% der Patienten über alle Stadien hinweg geheilt werden. Daher sind aktuelle Ziele der Forschung und klinischer Studien, die mit der Behandlung verbundene Morbidität und Mortalität zu reduzieren und die Lebensqualität der HL-Patienten auch nach erfolgreicher Behandlung zu erhalten. Durch den Einsatz der ­Positronenemissionstomographie/Computertomographie (PET/CT) zur Therapiesteuerung und der Implementierung neuer Substanzen, z.B. Checkpoint-Inhibitoren (CIs) in der Erstlinientherapie des HL, soll eine Reduktion der Toxizität bei gleichbleibender Effektivität erreicht werden.
Lesen Sie mehr 
Medizin

Polycythaemia vera und Myelofibrose: Kennzeichen Fatigue, Juckreiz und Bauchschmerzen

Im Rahmen der MPN Patiententage informierte Prof. Dr. med. Philipp le Coutre von der Charité Berlin am 18. August in einem Online-Webinar zu Symptomen und Therapiemöglichkeiten der seltenen Erkrankungen Polycythaemia vera (PV) und Myelofibrose (MF). Die MPN Patiententage finden mehrmals im Jahr an verschiedenen Standorten statt, um Betroffene und Angehörige über Myeloproliferative Neoplasien (MPN) aufzuklären – seltene Erkrankungen des Knochenmarks, die durch Störungen der Blutbildung gekennzeichnet sind.
Lesen Sie mehr