Journal Hämatologie

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MDS
Medical Note Marked “Myelodysplastic Syndromes” on Doctor’s Desk – Bone Marrow Disorder Reminder

MDS bei jungen Erwachsenen: Seltene Entität mit besonderen Herausforderungen

Myelodysplastische Neoplasien (MDS) sind klonale Erkrankungen der hämatopoetischen Stammzellen, die durch ineffektive Hämatopoese, Zytopenien und Dysplasien sowie ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer akuten myeloischen Leukämie (AML) gekennzeichnet sind. Die Erkrankung betrifft vorwiegend ältere Erwachsene mit einem medianen Erkrankungsalter von ≥ 70 Jahren. Bei jüngeren Patient:innen unter 50 Jahren treten MDS deutlich seltener auf, weshalb für diese Altersgruppe nur wenige Daten vorliegen. Jüngere Patient:innen weisen jedoch häufig spezifische klinische, genetische und prognostische Besonderheiten auf. Gerade bei de novo diagnostizierten MDS in dieser Altersgruppe sollte eine umfassende genetische Diagnostik erfolgen, um mögliche Keimbahnmutationen zu identifizieren, wie sie im Rahmen hereditärer Prädispositionssyndrome vorkommen können. Solche genetischen Veränderungen können nicht nur die Prognose und das Ansprechen auf Therapien beeinflussen, sondern auch für die familiäre Beratung und das Spenderscreening im Rahmen einer allogenen Stammzelltransplantation (alloSCT) relevant sein.
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MDS
High level of Red blood cell in Polycythemia vera (PV) - isometric view 3d illustration
„Nicht-klassische“ Knochenmarkneoplasien

EBMT-Konsensus zur Identifizierung von  MPN/MDS-Patient:innen für eine alloSCT

Lassen sich myeloproliferative Neoplasien (MPN) nicht einer der großen Gruppen wie der chronischen myeloischen Leukämie (CML), Polycythaemia Vera, essentiellen Thrombozythämie oder Myelofibrose (MF) zuordnen, fehlen standardisierte Handlungsempfehlungen. Der Mangel an Daten und „Best practice“-Richtlinien für diese seltenen Erkrankungen betrifft auch die Frage, wann und wie die allogene Blutstammzelltransplantation (alloSCT) eingesetzt werden sollte. Dem Thema widmeten sich jetzt 2 Arbeitsgruppen der European Group for Blood and Marrow Transplantation (EBMT): Sie erarbeiteten erstmals strukturierte, krankheitsspezifische Empfehlungen zu Indikationen und Management der alloSCT für die „nicht-klassischen“ MPN als Rahmen für klinische Praxis und Forschung.
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CML
CML letter logo

Prognosescores bei CML: Klassisch bewährt, klinisch im Wandel

Prognostische Scores sind fester Bestandteil der klinischen Praxis bei chronischer myeloischer Leukämie (CML). Sie ermöglichen eine differenzierte Risikostratifizierung von Patient:innen und unterstützen die individuelle Therapieplanung. Mit den therapeutischen Fortschritten der letzten Jahrzehnte haben sich jedoch auch die Zielgrößen dieser Modelle deutlich gewandelt: Statt allein das Überleben zu prognostizieren, rücken heute molekulare Remissionen, therapiefreie Intervalle und das CML-spezifische Überleben in den Fokus. In ihrer aktuellen Übersichtsarbeit beleuchten Lauseker et al. die Entwicklung klassischer und moderner Scoring-Systeme, geben Empfehlungen für deren Einsatz und skizzieren Perspektiven für eine international validierte, zukunftsgerichtete Prognosebewertung.
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Thalassämie
Thalassämie
Podcast O-Ton Onkologie

Thalassämien: Seltene Hämoglobinopathien mit wachsender Relevanz

Thalassämien zählen zu den häufigsten erblichen Bluterkrankungen weltweit. In Deutschland gelten Thalassämien noch als selten, treten aber bei Menschen aus dem Mittelmeerraum, Nahost, Südostasien oder Afrika deutlich häufiger auf. Die pädiatrische Hämatoonkologin Dr. Lena Oevermann von der Charité Berlin erläutert im Podcast „O-Ton Onkologie“ die wichtigsten Aspekte von Diagnostik, Therapie und neuen Entwicklungen – inklusive eindrücklicher Kasuistiken.
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Entitätsübergreifend
Stammzellen - 3D Visualisierung

Kryokonservierung bei alloSCT: Sicherer Kompromiss oder klinischer Nachteil?

Die Durchführung allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantationen (alloSCT) war während der COVID-19-Pandemie mit erheblichen logistischen und klinischen Herausforderungen verbunden. Um die rechtzeitige Verfügbarkeit der Spenderzellen am geplanten Transplantationstag und -ort sicherzustellen, empfahlen internationale Fachgesellschaften während der Pandemie – trotz begrenzter Evidenz zur klinischen Auswirkung – die Kryokonservierung des Transplantats vor Beginn der Konditionierung. Eine registerbasierte Multicenterstudie der italienischen Gruppe für Knochenmarktransplantation (GITMO) ging nun der Frage nach, welche klinischen Konsequenzen diese Praxis hatte.
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Anämien
CRISPR/Cas9-Geneditierungstherapie Exa-cel zeigt anhaltenden klinischen Nutzen bei Beta-Thalassämie und Sichelzellkrankheit
Beta-Thalassämie/Sichelzellkrankheit

CRISPR/Cas9-Geneditierungstherapie Exa-cel zeigt anhaltenden klinischen Nutzen

Bei der Behandlung von Betroffenen mit transfusionsabhängiger Beta-Thalassämie (TDT) bzw. schwerer Sichelzellkrankheit (SCD) zeigen Follow-up-Daten zur CRISPR/Cas9-Geneditierungstherapie mit Exagamglogene autotemcel (Exa-cel) einen transformativen, dauerhaften klinischen Nutzen. Ein Update der Zulassungsdaten belegt als längste Nachbe­obachtungszeit bei SCD-Betroffenen mehr als 5,5 Jahre, bei TDT-Betroffenen mehr als 6 Jahre.
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Non-Hodgkin-Lymphom
Acalabrutinib: Neue Therapieoptionen in der Erstlinie bei CLL und MCL
Chronische lymphatische Leukämie und Mantelzell-Lymphom

Acalabrutinib: Neue Therapieoptionen in der Erstlinie

In den letzten Jahren haben Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitoren (BTKi) die Therapie der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) spürbar verändert. Acalabrutinib als BTKi der zweiten Generation hat sich dabei als feste Größe in der CLL-Erstlinie als kontinuierliche Therapie mit oder ohne Obinutuzumab (Obi) etabliert; darüber hinaus kann Acalabrutinib als Monotherapie auch zur Folgebehandlung der CLL eingesetzt werden [1]. Neu ist jetzt die Zulassung von Acalabrutinib in Kombination mit Venetoclax (Ven), mit oder ohne Obi, für die zeitlich begrenzte Erstlinientherapie der CLL [1]. Damit ist Acalabrutinib der erste und einzige BTKi der zweiten Generation, der auch als zeitlich begrenztes CLL-Regime eingesetzt werden kann, und somit eine noch flexiblere Therapieplanung ermöglicht. Seit Mai 2025 ist erstmals auch zur Erstlinientherapie des Mantelzell-Lymphoms (MCL) ein BTKi der zweiten Generation verfügbar: Acalabrutinib ist in Kombination mit Bendamustin und Rituximab (BR) für erwachsene Patient:innen mit nicht vorbehandeltem MCL zugelassen, die nicht für eine autologe Stammzelltransplantation in Frage kommen [1].
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Multiples Myelom
Isatuximab und VRd als neue Erstlinientherapie für alle Myelom-Patient:innen

Isatuximab und VRd als neue Erstlinientherapie für alle Myelom-Patient:innen

Die Kombination aus Isatuximab (Isa), Bortezomib (V), Lenalidomid (R) und Dexamethason (d) ist seit Juli 2025 neu zur Induktionsbehandlung des neu diagnostizierten Multiplen Myeloms (NDMM) bei Erwachsenen zugelassen, die für eine autologe Stammzelltransplantation (ASZT) geeignet sind [1]. Bereits im Januar 2025 erfolgte die Zulassung für transplantationsungeeignete Patient:innenA [1]. Das Quadruplet kann damit bei allen Patient:innen mit NDMM flexibel eingesetzt werden.
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Anämien
Kälteagglutinin-Krankheit: Betroffene profitieren von deutlich verbesserter Lebensqualität unter Sutimlimab
Kälteagglutinin-Krankheit: Erste und einzige zugelassene Therapie

Betroffene profitieren von deutlich verbesserter Lebensqualität unter Sutimlimab

Die Kälteagglutinin-Krankheit (CAD) ist eine seltene, komplementvermittelte, in der Regel chronisch verlaufende Form einer autoimmunhämolytischen Anämie (AIHA) [1]. Die Folgen der Erkrankung sind für Betroffene schwerwiegend und gehen einher mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität [2-4]. Sutimlimab ist die erste und einzige kausale Therapieoption bei CAD [3, 4]. Mit Sutimlimab lässt sich die hämolytische Anämie schnell und anhaltend behandeln, bei gleichzeitig guter Verträglichkeit [4, 5]. Patient:innen profitieren hierdurch von einer wesentlich verbesserten Lebensqualität [6].
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Multiples Myelom
Arzt hält Papier hoch mit "Multiple myeloma" vor rosa Hintergrund

EHA 2025 – Fortschritte in der Immuntherapie und effektive Erstlinientherapien beim Multiplen Myelom

Innovative immuntherapeutische Ansätze machten auch beim diesjährigen EHA-Kongress die Highlights beim Multiplen Myelom (MM) aus. Besonders auffällig war der Trend zur Kombination bzw. Weiterentwicklung bispezifischer T-Zell-Engager – entweder durch duale Antikörperkombinationen oder neuartige trispezifische Moleküle. Parallel dazu präsentierten akademisch initiierte Studien überzeugende Ergebnisse zu hochwirksamen Quadruplet-Therapien im Transplant-Setting in der Erstlinie. Außerdem wurden die mit Spannung erwarteten Langzeitdaten der CARTITUDE-1-Studie präsentiert. Nachfolgend werden ausgewählte Abstracts vorgestellt, die diese Entwicklungen exemplarisch abbilden.
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Entitätsübergreifend
Stammzelltransplantation

Pure Red Cell Aplasia nach allogener Stammzelltransplantation

Die rein erythrozytäre Aplasie (Pure Red Cell Aplasia, PRCA) ist eine schwerwiegende Komplikation nach allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation (alloSCT), insbesondere bei ABO-Inkompatibilität [1, 2]. Die Behandlung gestaltet sich oft schwierig, da keine Standardtherapie existiert [3, 4]. Eine internationale multizentrische Studie der EBMT Transplant Complications Working Party untersuchte nun erstmals umfassend die Wirksamkeit von Daratumumab, einem Anti-CD38-Antikörper, zur Behandlung der PRCA nach SCT [4]. Die Ergebnisse zeigen hohe Ansprechraten und eine signifikante Reduktion der Transfusionsabhängigkeit bei gleichzeitig überschaubarem Nebenwirkungsprofil. Dieser Übersichtsartikel fasst die wichtigsten Studienergebnisse sowie praxisrelevante Empfehlungen für die klinische Anwendung zusammen und gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Literatur zu Daratumumab bei PRCA.
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Lymphome
Das vitreoretinale Lymphom – Grundlagen, klinische Versorgung, unmet needs und die DECODE VRL-Studie

Das vitreoretinale Lymphom – Grundlagen, klinische Versorgung, unmet needs und die DECODE VRL-Studie

Das vitreoretinale Lymphom (VRL) ist eine sehr seltene, aggressive B-Zell-Neoplasie mit häufig verzögerter Diagnose aufgrund unspezifischer Symptomatik. Die klinischen Zeichen ähneln sehr der deutlich häufigeren Uveitis intermedia. Biologisch wird das VRL als Variante des primären diffus-großzelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) des zentralen Nervensystems (ZNS) gesehen; eine weitere Beteiligung des ZNS ist daher häufig. Diagnostischer Goldstandard ist die Pars-plana-Vitrektomie mit zytologischer, immunzytologischer und molekularer Aufarbeitung des Glaskörperaspirats. Im Gegensatz zur konventionellen Diagnostik zeigen neue molekulare Analysen wie das Mutationsprofiling und miRNA-Bestimmung das Potenzial für eine hohe diagnostische Genauigkeit. Eine standardisierte Therapie gibt es für das VRL nicht; es kommen sowohl lokale Ansätze wie intravitreale ­Methotrexat- und Rituximab-Applikationen als auch systemische Therapien zur Anwendung. Ein personalisiertes Therapieangebot soll daher immer interdisziplinär in einem spezialisierten Lymphomboard gefunden werden. Die von der Deutschen Krebshilfe geförderte, multizentrische, prospektive DECODE VRL-Studie validiert aktuell eine standardisierte molekulare Diagnostik, um die bisher hohe Rate falsch-negativer Ergebnisse zu reduzieren und die Diagnosestellung zu beschleunigen.
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