Multimodale Intervention verbessert Sexualfunktion nach Stammzelltransplantation
David Meier M.Sc.Sexuelle Dysfunktion stellt eine der häufigsten Komplikationen bei Überlebenden einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation dar. Trotz der hohen Prävalenz und des erheblichen Leidensdrucks der Betroffenen sind spezialisierte Interventionen zur Verbesserung der sexuellen Gesundheit nach HSCT bisher kaum verfügbar. Diese Versorgungslücke adressierte nun erstmals eine Studie.
Studiendesign: Randomisierte Intervention mit strukturiertem Betreuungskonzept
Die Forscher:innen führten eine offene, randomisierte klinische Studie durch, die eine multimodale Intervention gegen sexuelle Dysfunktion mit einer erweiterten Standardbetreuung (Enhanced Usual Care, EUC) verglich. Teilnahmeberechtigt waren Patient:innen ab 18 Jahren mit hämatologischen Malignomen, die mindestens drei Monate nach autologer oder allogener HSCT ein positives Screening für belastende sexuelle Dysfunktion aufwiesen.
Die Interventionsgruppe erhielt eine strukturierte Betreuung durch speziell geschulte HSCT-Kliniker:innen. Ein initialer 60-minütiger Termin, gefolgt von zwei monatlichen 30- bis 45-minütigen Sitzungen, die persönlich, telefonisch oder über eine sichere Videoplattform durchgeführt wurden.
Von 169 geeigneten Patient:innen wurden 125 (74%) in die Studie eingeschlossen. Die Teilnehmer:innen waren überwiegend männlich (67%) und wiesen ein medianes Alter von 57,8 Jahren auf. 91 Patient:innen (73%) hatten eine allogene HSCT erhalten.
Verbesserung der sexuellen Zufriedenheit
Der primäre Endpunkt der Studie war die globale Zufriedenheit mit dem Sexualleben nach drei Monaten, gemessen mit der PROMIS-Skala für sexuelle Funktion und Zufriedenheit (PROMIS SexFS). Während sich die Werte in der Interventionsgruppe von 11,5 (Standardabweichung (SD) 5,1) zu Studienbeginn auf 15,8 (SD 5,3) nach drei Monaten verbesserten, blieben sie in der Kontrollgruppe nahezu unverändert (von 11,1 (SD 4,5) auf 11,2 (SD 5,1)).
Standardkomponente in der Routineversorgung?
Die Studie liefert erstmals Evidenz für die Wirksamkeit einer strukturierten Intervention zur Behandlung sexueller Dysfunktion bei HSCT-Überlebenden. Die signifikanten Verbesserungen der sexuellen Zufriedenheit zeige das Potenzial dieser Intervention als mögliche Standardkomponente in die Routinebetreuung von Transplantationspatient:innen, so das Fazit der Autor:innen.
Quelle:Areej El-Jawahri et al. (2025) A multimodal sexual dysfunction intervention versus enhanced usual care for survivors of haematopoietic stem-cell transplantation: a single-centre, open-label, randomised clinical trial, The Lancet Haematology, Volume 12, Issue 8, e611 - e620, DOI: 10.1016/S2352-3026(25)00160-7.