Bewusstsein für Thrombosen schärfen – frühe Diagnose und Behandlung fördern
Am 13. Oktober ist erneut Welt-Thrombose-Tag und die Fakten zeigen, dass er seit seiner Gründung 2024, nicht an Relevanz verloren hat. Die „International Society on Thrombosis and Haemostasis (ISTH)“ verfolgt seither damit das Ziel, nicht nur die Öffentlichkeit sondern auch medizinisches Fachpersonal für das Thema Thrombose zu sensibilisieren und darüber zu informieren [1]. Denn die Früherkennung einer Thrombose ist von entscheidender Bedeutung für die Prognose der Patient:innen [2].
Mehr Bewusstsein für die Gefahr einer venösen Thromboembolie
„Die Awareness für venöse Thromboembolien (VTE) muss sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei medizinischem Fachpersonal gestärkt werden. Wir wissen heute, wie wesentlich die frühe Diagnose und Therapieeinleitung für die Prognose der Patienten ist“, so die Ansicht von Prof. Dr. Grigorios Korosoglou, Chefarzt der Kardiologie und Angiologie an den GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar-Kliniken Weinheim und Eberbach. Die Zahlen sprechen für sich: VTE sind in der Europäischen Union für mehr Todesfälle verantwortlich als AIDS, Brustkrebs, Prostatakrebs und Verkehrsunfälle zusammen [3]. Patient:innen mit VTE haben einer Metaanalyse zufolge ein beinah vierfach erhöhtes kardiovaskuläres Risiko [4]. Selbst bei ambulant behandelten VTEs, d.h. bei Patient:innen, deren Risiko als eher gering eingeschätzt wurde, war das langfristige Mortalitätsrisiko unter Einbeziehung von Risikofaktoren doppelt so hoch wie bei Patient:innen ohne VTE [5]. Die Gefährlichkeit der Thrombose wird also weltweit deutlich unterschätzt. Daher ist es wesentlich, Risikofaktoren und Präventionsmöglichkeiten zu kennen und Patient:innen darüber aufzuklären.
Erhöhtes VTE‑Risiko bei älteren und vorbelasteten Patient:innen
Das Risiko für eine VTE steigt mit dem Alter und bei Patient:innen mit positiver Anamnese für eine VTE. Mit ca. 60% treten die meisten VTE bei hospitalisierten Patient:innen auf [6]. Die frühzeitige Erkennung einer Thrombose und Einleitung einer therapeutischen Antikoagulation senkt das Risiko für Rezidive, Lungenembolien und reduziert auch das Auftreten und den Schweregrad des postthrombotischen Syndroms [7]. Einer aktuellen Übersichtsarbeit zufolge wird eine von zwölf Personen im Laufe ihres Lebens eine VTE entwickeln [8].
Auch internistische Patient:innen benötigen Thromboseschutz
Während bei der Hospitalisierung chirurgischer Patient:innen VTE-Prophylaxen meist gut etabliert sind, fehlen solche Protokolle häufig bei internistischen Patient:innen, deren Risiko für eine VTE auch von medizinischem Fachpersonal unterschätzt wird. VTE sind die häufigste vermeidbare Todesursache bei stationär behandelten internistischen Patient:innen [9]. Daher sollte auch bei akutinternistischen Patient:innen eine Risikostratifizierung erfolgen. In der deutschen S3-Leitlinie wird bei akutinternistischen Patient:innen mit Bettlägerigkeit eine Anwendung von unfraktioniertem Heparin, niedermolekularen Heparinen oder Fondaparinux (wie zum Beispiel Arixtra® [10]) über einen Zeitraum von 6-14 Tagen empfohlen [11]. Wesentlich ist hier auch für eine lückenlose Fortführung nach der Krankenhausentlassung zu sorgen, da sich einer aktuellen Metaanalyse zufolge in der ersten Woche nach Entlassung die meisten VTEs ereignen [12].
Oberflächliche Venenthrombose: Ein zu Unrecht bagatellisiertes Krankheitsbild
Die oberflächliche Venenthrombose (OVT) ist mit einer Inzidenzrate von 1,31 pro 100 Patientenjahre die häufigste thromboembolische Erkrankung in der hausärztlichen Praxis [13]. Ihre Häufigkeit steigt mit zunehmendem Lebensalter, Frauen haben ein doppelt so hohes Risiko für die OVT. Typische Symptome sind Erwärmung, Rötung, lokale Schwellungen und Schmerzen sowie Verhärtungen. Am häufigsten sind Beinvenen betroffen, zu über 75% variköse Gefäße [14].
Mehr Informationen zum Welt-Thrombose-Tag finden Sie hier: https://www.worldthrombosisday.org/
Quelle:Viatris
Literatur:
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International Society of Thrombosis and Haemostasis (ISTH), World Thrombosis Day 13 October. Abrufbar unter: https://www.worldthrombosisday.org/ (letzter Zugriff: 10.10.25)
- (2)
Boccatonda A Journal of Clinical Medicine 2025;14(17): 6172. DOI: https://doi.org/10.3390/jcm14176172
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Cohen AT et al. Thrombosis and Haemostasis 2007; 98(4):756-764. DOI: 10.1160/TH07-03-0212
- (4)
Noumegni SR et al. Seminars in thrombosis and hemostasis 2022;48(4): 481-489. DOI: 10.1055/s-0041-1733923
- (5)
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- (6)
World Thrombosis Day. Hospital-Associated Thrombosis. Abrufbar unter: https://www.worldthrombosisday.org/know-thrombosis/what-is-thrombosis/hospital-associated-thrombosis/#%23 (letzter Zugriff: 10.10.25)
- (7)
Linnemann B et al. S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und Lungenembolie. Stand 14.02.2023. Abrufbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/065-002 (letzter Zugriff: 10.10.25)
- (8)
Lutsey PL et al. Nature Reviews Cardiology 2023;20(4):248-262. DOI: 10.1038/s41569-022-00787-6
- (9)
Skeik N & Westergard E Annals of Vascular Diseases 2020;13(1):38-44. DOI: 10.3400/avd.ra.19-00115
- (10)
Fachinformation: Arixtra 2,5 mg / 0,5 ml. Stand: Oktober 2024.
- (11)
Encke A et al. Vasa. 2016;45 Suppl. 92:1-88. DOI: 10.1024/0301-1526/a000580
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Singh T et al. The British Journal of Surgery 2023;110(5):553–561. DOI: 10.1093/bjs/znad035
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Geersing GJ et al. BMJ Open 2018;8(4):e019967. DOI: 10.1136/bmjopen-2017-019967
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Bauersachs RM Hamostaseologie 2013;33(03):232-240. DOI: 10.5482/HAMO-13-04-0027