CLL-Leitlinien-Update aus Sicht der Geriatrie
Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) wurde die S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patient:innen mit einer chronischen lymphatischen Leukämie (CLL)” aktualisiert. Die Neuauflage zeigt die enormen Fortschritte, die in den vergangenen Jahren bei der Krebsbehandlung und speziell bei der Erkrankung des lymphatischen Systems gemacht wurden. Das ist insbesondere für die Geriatrie erfreulich, denn das durchschnittliche Alter bei einer CLL-Erstdiagnose liegt bei ungefähr 70 Lebensjahren.
Zielgerichtete orale Therapien lösen Chemotherapie ab
Während zum Zeitpunkt der ersten Leitlinienversion noch die Immun-Chemotherapie als Standard galt, ist heute die Behandlung mit zielgerichteten oralen Medikamenten etabliert. Diese modernen Substanzen sind nicht nur effektiver, sondern in der Regel auch besser verträglich und mit weniger Nebenwirkungen verbunden. Dadurch können Betroffene sowohl ihre Lebensdauer als auch ihre Lebensqualität steigern.
CGA bei CLL nicht mehr Standard – aber weiter relevant
Die chronische lymphatische Leukämie ist die häufigste Leukämieform bei Erwachsenen in Deutschland, mit etwa 5.600 Neuerkrankungen pro Jahr. Bei der früher als Standard benutzten Immun-Chemotherapie handelte es sich um eine Infusionsbehandlung – und mithilfe eines umfassenden Geriatrischen Assessments (Comprehensive Geriatric Assessment, CGA) sollte entschieden werden, welche Chemotherapieintensität am angemessensten ist. Das CGA ist in der neuen Leitlinie deshalb nicht mehr ausdrücklich empfohlen – im Gegensatz zu anderen Lymphomerkrankungen, bei denen die Immun-Chemotherapie weiterhin eine wichtige Rolle spielt. Dennoch weist das Update ausdrücklich darauf hin, dass individuelle Faktoren wie Gebrechlichkeit, funktioneller Status und Komorbiditäten in die Therapieentscheidung einbezogen werden müssen.
Zukunftsperspektive: CGA bald wieder Teil der Empfehlungen?
Trotz des aktuellen Verzichts auf eine CGA-Empfehlung mehren sich Hinweise, dass ein geriatrisches Assessment auch bei modernen CLL-Therapien sinnvoll sein kann. Denn das CGA ermöglicht es, spezifische geriatrische Risiken wie Immobilität, Sturzgefahr, Mangelernährung oder kognitive Einschränkungen frühzeitig zu erkennen und gezielt zu adressieren. „Im Sinne der DGG werden diese Daten beim nächsten Leitlinien-Update aufgegriffen und auch bei der CLL in neue CGA-Empfehlungen münden.”, sagte Privatdozent Dr. Valentin Goede, der das Leitlinien-Update stellvertretend für die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) mitverantwortet.
Quelle:Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)