Journal Hämatologie
CLL

Lymphknoten als Hauptort der T-Zell-Dysfunktion

Analysen von Blut, Knochenmark und insbesondere Lymphknotenmaterial zeigten deutliche Unterschiede in der Zusammensetzung der T-Zell-Populationen. In den Lymphknoten von CLL-Patient:innen fanden sich vermehrt regulatorische T-Zellen sowie zytotoxische CD8+ T-Zellen in verschiedenen Stadien der Erschöpfung, darunter sowohl Vorläuferzellen (TPEX) als auch terminal erschöpfte Zellen (TEX). Demgegenüber waren Blut- und Knochenmarksproben stärker von kurzlebigen Effektorzellen geprägt.

Galectin-9/TIM3-Achse als Schlüsselfaktor der Immunevasion

Interaktionsanalysen zwischen CLL-Zellen und T-Zell-Subpopulationen identifizierten Galectin-9 als prominentes, von CLL-Zellen freigesetztes Signal. Dieses Molekül interagiert bevorzugt mit dem Oberflächenrezeptor TIM3 auf erschöpften CD8+ T-Zellen – eine Bindung, die bekanntermaßen T-Zellen in den programmierten Zelltod treibt und damit die Immunantwort schwächt. In einem CLL-Mausmodell führte die Blockade von Galectin-9 zu einer verlangsamten Krankheitsprogression, einer reduzierten Tumorlast in Milz und Lymphknoten sowie zu einer verbesserten Funktion zytotoxischer CD8+ T-Zellen. Parallel sank die Zahl TIM3-positiver T-Zellen deutlich, was auf eine Wiederherstellung der T-Zell-Aktivität hindeutet.

Prognostische Bedeutung einer hohen Galectin-9-Expression

Patientendaten zeigten, dass eine erhöhte Galectin-9-Expression mit einer verkürzten therapiefreien Überlebenszeit assoziiert ist – besonders bei Personen mit unmutiertem IGHV-Gen, die ohnehin eine ungünstigere Prognose haben. Darüber hinaus ist ein hoher Galectin-9-Spiegel auch bei anderen Tumorarten wie Nierenzellkarzinom und Gliom mit einer reduzierten Gesamtüberlebenszeit verbunden.

Ausblick auf neue Therapieansätze

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die T-Zell-Erschöpfung bei CLL maßgeblich durch die Galectin-9/TIM3-Achse vermittelt wird. Eine gezielte Blockade dieses Signalwegs könnte nicht nur die Effektorfunktion von CD8+ T-Zellen reaktivieren, sondern auch die immunsuppressive Tumorumgebung abschwächen. Zukünftige Studien müssen klären, wie sich Galectin-9-Inhibitoren in bestehende Therapieschemata integrieren lassen.

Blood picture of chronic lymphocytic leukemia or CLL, analyze by microscope

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Quelle:

Llaó-Cid L. et al. (2025) Integrative multi-omics reveals a regulatory and exhausted T-cell landscape in CLL and identifies galectin-9 as an immunotherapy target. Nat Commun 16, 7271 (2025), DOI: 10.1038/s41467-025-61822-x.

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