Journal Hämatologie
Medizin

Die Europäische Kommission hat die subkutane Formulierung von Daratumumab (Darzalex®) als Monotherapie zur Behandlung von Erwachsenen mit Hochrisiko-Smouldering Multiplem Myelom (SMM) zugelassen [1]. Als Hochrisiko gelten Patient:innen, bei denen ein Fortschreiten zum symptomatischen Multiplen Myelom wahrscheinlich ist. Damit erweitert sich das therapeutische Spektrum erstmals über die bisher übliche aktive Überwachung hinaus auf eine interventionelle Option. Das SMM ist ein intermediäres Stadium des Multiplen Myeloms, bei dem bereits abnorme Plasmazellen im Knochenmark vorhanden sind, aber noch keine krankheitsbedingten Symptome auftreten [2–4].

Therapie mit Daratumumab verzögert Krankheitsprogression

Die Zulassung basiert auf den Ergebnissen der Phase-III-Studie AQUILA (NCT03301220), der bislang größten randomisierten Untersuchung bei definierter Hochrisiko-SMM-Population. In die Studie wurden 390 Patient:innen eingeschlossen, die entweder eine feste Dauertherapie mit subkutanem Daratumumab (n = 194) oder eine aktive Überwachung (n = 196) erhielten [5]. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 65,2 Monaten zeigte sich in der Daratumumab-Gruppe ein signifikant verlängertes progressionsfreies Überleben (PFS) im Vergleich zur Überwachungsgruppe. 63,1% der Patient:innen in der Daratumumab-Gruppe blieben nach 60 Monaten progressionsfrei gegenüber 40,8% unter aktiver Überwachung (Hazard Ratio [HR]: 0,49; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,36–0,67; p < 0,001) [5].

Bei retrospektiver Anwendung der Mayo-Kriterien von 2018 (20/02/20) wurde das mediane PFS in der Daratumumab-Gruppe nicht erreicht, während es in der Vergleichsgruppe 22,1 Monate betrug (HR: 0,36; 95%-KI: 0,23–0,58) [5]. Auch das Gesamtüberleben wurde verlängert: Die 5-Jahres-Überlebensrate lag bei 93,0% unter Daratumumab versus 86,9% bei aktiver Überwachung (HR: 0,52; 95%-KI: 0,27–0,98) [5].

Hohe Ansprechrate und günstiges Sicherheitsprofil

Unter Daratumumab betrug die Gesamtansprechrate 63,4%, während sie unter aktiver Überwachung lediglich 2,0% erreichte (p < 0,001) [5]. Auch beim Zeitpunkt der Einleitung einer Erstlinientherapie zeigte sich ein Vorteil: In der Daratumumab-Gruppe wurde dieser Median nicht erreicht, verglichen mit 50,2 Monaten in der Überwachungsgruppe (HR: 0,46; 95%-KI: 0,33–0,62; nominal p < 0,0001) [5,6].

Das Sicherheitsprofil entsprach den Erwartungen aus früheren Studien. Nebenwirkungen vom Grad 3/4 traten bei 40,4% der mit Daratumumab behandelten Patient:innen auf und bei 30,1% derjenigen unter aktiver Überwachung [5]. Am häufigsten wurde Bluthochdruck registriert (5,7% vs. 4,6%). Die Therapie wurde nur selten aufgrund unerwünschter Ereignisse abgebrochen (5,7%). Tödliche Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen selten (1,0% unter Daratumumab vs. 2,0% bei Überwachung) [5].

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Quelle:

Janssen-Cilag

Literatur:

(1)

European Medicines Agency: DARZALEX (daratumumab), abrufbar unter: https://www.ema.europa.eu/en/medicines/human/EPAR/darzalex

(2)

Myeloma UK: Smouldering Myeloma, abrufbar unter: https://www.myeloma.org.uk/wp-content/uploads/2023/04/Myeloma-UK-Smouldering-Myeloma-Infosheet.pdf

(3)

Oben B et al. (2021) Whole-genome sequencing reveals progressive versus stable myeloma precursor conditions as two distinct entities, nature communications, DOI: 10.1038/s41467-021-22140-0

(4)

Maura F et al. (2025) Targeting the Tumor and the Immune System in Smoldering Multiple Myeloma, The New England Journal of Medicine, DOI: 10.1056/NEJMe2504273

(5)

Dimopoulos MA, et al. Phase 3 Randomized Study of Daratumumab Monotherapy versus Active Monitoring in Patients with High-risk Smoldering Multiple Myeloma: Primary Results of the AQUILA study. Mündlicher Vortrag. Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH); 7-10 Dezember 2024.

(6)

Dimopoulos MA, et al. Phase 3 Randomized Study of Daratumumab Monotherapy Versus Active Monitoring in Patients With High-risk Smoldering Multiple Myeloma: Primary Results of the AQUILA Study. Abstract #773. Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH); 7-10 Dezember 2024.